Die Nachtfotografie zählt zu meiner absoluten Lieblingsdisziplin. Großartige Bilder bei Nacht entstehen aber natürlich nicht im Automatikmodus.
Meine besten Tipps und Tricks rund um die Nachtfotografie habe ich in diesem Beitrag für dich zusammengefasst.
Vorher zeige ich dir als Inspiration aber gleich noch eines meiner absoluten Lieblingsbilder. Dieses Bild ist in der blauen Stunde in Salzburg entstanden:
Vorab schon ein Video von meinem YouTube Kanal zum Thema Nachtfotografie:
#1 Die richtige Ausrüstung
Folgende Ausrüstung benötigst du, um gute Nachtaufnahmen umzusetzen:
- Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten
- Stativ
- Fernauslöser (optional)
Kamera für Nachtfotografie
Im Grunde brauchst du keine umfangreiche Ausrüstung für perfekte Nachtfotografie. Eine DSLR, Systemkamera (hier findest du die besten Einsteiger-Systemkameras) oder eine professionelle Kompaktkamera ist natürlich empfehlenswert.
Deine Kamera sollte im RAW-Format fotografieren können und manuelle Einstellungsmöglichkeiten bieten. Dies bieten auch die Kameras der aktuellen Top-Smartphones, leider sind die Kamerasensoren im Vergleich zu Vollformat, APS-C oder MFT aber doch ziemlich klein (auch die Blende kann in Smartphone-Kameras nicht verstellt werden)
Stativ und Fernauslöser
Neben deiner Kamera ist ein ordentliches Stativ das wichtigste Equipment in der Nachtfotografie. Einen Fernauslöser benötigst du nicht unbedingt, denn du kannst einfach den Selbstauslöser deiner Kamera verwenden. Interessant wird ein Fernauslöser meist erst dann, wenn du mit Belichtungszeiten über 30 Sekunden (BULB) arbeitest. Bei modernen Kameras gibt es hier aber meist schon praktischere Lösungen über eine Fernsteuerung per Smartphone-App.
#2 Vorbereitung und Rechereche
Keine Sorge- du musst dich nicht stundenlang vorbereiten! Nachtfotografie ist schließlich keine Raketenwissenschaft. Allerdings solltest du vorab den genauen Zeitpunkt der blauen Stunde recherchieren.
Ich benutze dafür immer das Tool Suncalc – sozusagen ein Google-Maps für Fotografen. Das Tool kann dir auch dabei helfen, erhöhte Standpunkte zu finden, um die Lichter der Stadt von oben einzufangen.
#3 Nutze die Blaue Stunde
Für Nachtfotografie hast du die ganze Nacht Zeit? Theoretisch schon, aber in der Praxis gelingen die besten Bilder bei Nacht in der blauen Stunde. Also direkt nach dem Sonnenuntergang, wo der Nachthimmel noch nicht schwarz, sondern dunkelblau gefärbt ist.
Für perfekte Nachtfotografie, solltest du also noch am Tag losgehen.
Mehr Informationen dazu: Blaue Stunde fotografieren – die besten Tipps
#4 Erhöhter Standpunkt
Stadtberge, Aussichtsplattformen und Dachterrassen eignen sich perfekt, um die Lichter der Stadt von oben einzufangen.
Wenn du auf Reisen in einer fremden Stadt bist, dann informiere dich vorab, welche Plätze für Nachtfotografie geeignet sind.
Eine einfache Google-Suche oder das bereits erwähnte Tool Suncalc, können dir dabei eine Hilfe sein.
#5 Verwende ein Stativ oder stelle dir Kamera ab
Gute Bilder bei Nacht funktionieren in der Regel nicht freihändig. Bei langen Belichtungszeiten darf sich die Kamera nicht bewegen – sonst kommt es logischerweise zu Verwackelungs-Unschärfe.
Ein ordentliches Stativ ist natürlich von Vorteil. Es reicht aber auch, wenn du die Kamera stabil abstellst- z.B auf einer Mauer.
Bei einem Stativ hast du aber natürlich den Vorteil, dass du den Winkel der Kamera bequem per 3-Wege-Neiger oder Kugelkopf ausrichten kannst. Dieser Vorteil entfällt, wenn du die Kamera einfach nur abstellst. Wenn du es so wie ich auch gerne kompakt magst, dann schau dir einfach meinen Reisestativ Vergleich an
Aber auch ich habe schon das eine oder andere Nachtbild ohne Stativ umgesetzt. Mit einer Packung Taschentücher konnte ich dann den Winkel der Kamera noch ein wenig korrigieren. Sei einfach kreativ – entscheidend ist, dass sich die Kamera während der Aufnahme nicht bewegt.
#6 Belichtungszeit & Blende: Nachtfotografie Einstellungen
Du musst es dir nicht schwer machen und kannst einfach den Halbautomatikmodus Blendenwahl (=Zeitautomatik) wählen. Dieser Modus ist an deiner Kamera meist mit A oder Av gekennzeichnet. Du stellst also die Blende ein, und die Kamera wählt die passende Belichtungszeit automatisch.
Ich wähle meist einfach die „ideale Blende“ – also die Blende, bei dem das Objektiv die beste Schärfeleistung hat. Dies ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich. Bei den meisten Objektiven liegt die ideale Blende irgendwo zwischen Blende 6,3 bis Blende 9. Dann schaue ich welche Belichtungszeit mir die Kamera bei ISO 100 vorgibt. Den ISO-Wert versuche ich gering zu halten, um das Bildrauschen zu minimieren.
Was viele aber vergessen: Bildrauschen entsteht nicht alleine durch höhere ISO-Werte. Auch die stärkere Erwärmung des Sensors durch eine lange Belichtungszeit kann für Bildrauschen sorgen. Bei langen Belichtungszeiten kann es also Vorteilhaft sein. Den ISO-Wert moderat zu erhöhen, um das Bildrauschen zu minimieren.
Ein Beispiel- ich wähle bei ISO 100 die „ideale Blende“ 7.1. Die Kamera gibt mir eine Belichtungszeit von 20 Sekunden vor. Dann erhöhe ich auf ISO 200 und die Belichtungszeit beträgt nur noch 10 Sekunden. Das Ergebnis mit 10 Sekunden und ISO 200 enthält oft weniger Bildrauschen, als bei 20 Sekunden Belichtungszeit und ISO 100.
Generell sollte sich das Bildrauschen bei Kameras mit größeren Sensoren in diesem Bereich aber stark in Grenzen halten.
#7 Achte auf den Wind
Auch wenn du deine Kamera fest auf einem Stativ fixiert hast, so gibt es in deiner Aufnahme meist Elemente, welche sich bewegen. Bei Lichtern von fahrenden Autos sind diese bewegten Elemente meist gewünscht – sie zaubern schöne Lichtstreifen in deine Langzeitbelichtung.
Bei Blättern im Wind sieht dies aber anders aus- die Bewegung führt zu einer unscharfen Darstellung im Bild und dies sieht meist nicht gut oder unprofessionell aus.
Was kann man also tun?
Du kannst auf Windstille warten. Wenn diese Windstille oft nur für wenige Sekunden anhält, kannst du den ISO-Wert nochmals verdoppeln und die Blende eine Stufe weiter öffnen, um die Belichtungszeit zu verkürzen.
Und falls es mal richtig stürmen sollte, dann ist es wohl nicht der richtige Zeitpunkt für perfekte Nachtfotografie. Oder aber du versucht die Bewegung der Blätter im Wind als kreatives Element in dein Bild einfließen zu lassen.
#8 Weißabgleich und RAW
Selbst die besten Kameras haben bei der Nachtfotografie oft Probleme mit dem Weißabgleich. Das liegt mitunter daran, dass die vielen Lichter der Nacht meist eine unterschiedliche Farbtemperatur ausstrahlen.
Ich fotografiere daher immer im RAW-Format. Bei der Aufnahme selbst kümmere ich mich gar nicht um den Weißabgleich. Bei der Nachträglichen Bildentwicklung im RAW-Konverter kann ich den korrekten Weißabgleich mit nur einem Klick verlustfrei einstellen.
Ich benutze übrigens Lightroom CC, welches im Adobe Foto-Abo enthalten ist.
Wenn du aber im JPEG-Format fotografierst, solltest du unbedingt den korrekten Weißabgleich direkt beim Fotografieren einstellen.
#9 Richtig Scharfstellen – fokussiere bei Bedarf manuell
Bei wenig Licht sitzt der Autofokus der Kamera bekanntlich oft nicht. Fokussiere also einfach auf eine beleuchtete Stelle, damit die Kamera richtig scharf stellen kann.
Alternativ kannst du auch einfach den manuellen Fokus wählen. Viele Kameras bieten eine Fokuslupe, mit welcher der Bildausschnitt zum fokussieren vergrößert werden kann.
#10 Deaktiviere den Bildstabilisator
Wenn die Kamera fest am Stativ fixiert ist oder auf einem stabilen Untergrund steht, sollte der Bildstabilisator deaktiviert werden. Ein aktivierter Bildstabilisator kann sich bei Langzeitbelichtungen negativ auf die Bildschärfe auswirken.
#11 Verwende den Selbstauslöser oder Fernauslöser
Damit du nicht schon beim Drücken des Auslösers die Kamera verwackelst und dir somit dein Bild ruinierst, solltest du den Selbstauslöser deiner Kamera verwenden.
Alternativ dazu kannst du natürlich auch einen Fernauslöser benutzen.
Moderne Kameras bieten teilweise auch die Funktion, dass sie per Smartphone-App ferngesteuert werden können. Somit kann man sich einen Fernauslöser dann eigentlich sparen.
#12 Bei DSLRs – verwende die Spiegelvorauslösung
Bei Spiegelreflexkameras schwenkt der Spiegel beim Drücken des Auslösers, damit das Licht auf den Sensor geleitet werden kann. Dieses Schwenken kann bereits zu einer Verwackelung führen, welche die Schärfe negativ beeinflusst.
Mit der Funktion Spiegelvorauslösung (Name der Funktion variiert je nach Kameramodell), kann der Spiegel bereits vor der Aufnahme geschwenkt werden.
Falls du eine spiegellose Systemkamera verwendest, musst du dich darum logischerweise nicht kümmern, da diese – wie der Name schon sagt – keinen Schwenkspiegel enthalten.
#13 Fotografiere im RAW-Format
Wie bereits erwähnt kannst du den Weißabgleich im RAW-Format verlustfrei ändern. Das ist aber bei weitem nicht der einzige Vorteil von RAW.
Gerade bei Nachtaufnahmen ist der Dynamikumfang oft sehr hoch. Die hellen Lichter bieten einen starken Kontrast zum dunklen Himmel. Im Rohdatenformat kannst du die Tiefen und Lichter im Bild leicht optimieren, und somit den Kontrastumfang deiner Aufnahme deutlich verbessern.
Mehr Infos in diesem Beitrag: Dynamikumfang / Kontrastumfang verbessern
#14 Mehrfachbelichtung und HDR bei hohen Kontrastumfang
Sollte der Kontrastumfang so hoch sein, dass eine Tiefen-Lichter-Optimierung im RAW-Konverter nicht mehr ausreicht, so kannst du zur HDR-Technik greifen. Ich benutze dazu die HDR Software Aurora HDR. Und hier findest du Meine 10 besten Tipps für perfekte HDR-Bilder
#15 Bildgestaltung
Achte auch bei Nachtaufnahmen auf die Bildgestaltung. Die richtige Bildgestaltung kann den Unterschied zwischen einem langweiligen Bild und einer grandiosen Aufnahme ausmachen!
Und wie siehts bei dir aus? Fotografierst du auch gerne bei Nacht, oder doch lieber am Tag? Schreibe doch ein Kommentar! Außerdem würde es mich freun, wenn du diesen Beitrag teilen würdest. Du kannst gerne auch einfach die folgenden Buttons zum Teilen verwenden: