Meine Bilder müssen nicht jedem gefallen. Wirklich nicht.
Aber auch ich mache hin und wieder mal so ein Bild – ein Bild das sehr vielen gefällt. Aber das ist kein Zufall sondern hat auch was mit gezielter Bildgestaltung zu tun.
Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber in folgendem Bild spielen einige Faktoren zusammen, die es zu einem Hingucker machen.
Bevor ich mit der eigentlichen Bildanalyse beginne, möchte ich dir das Bild aber erstmals vorstellen:
Entstanden ist dieses Bild an einer meiner Top Foto-Plätze, dem Salzburger Mönchsberg. Der Blick über die Altstadt ist einfach grandios.
Technik und Einstellungen
Wie man aus den Meta-Daten in der Bildbeschreibung schon erkennen kann, benutzte ich das SEL 16F28 in Kombination mit dem Weitwinkelkonverter an meiner Sony Alpha 6000. Durch den Konverter ergibt sich eine Brennweite von 12mm (APS-C Crop).
Weitwinkel wählte ich bewusst, um möglichst viel von dieser schönen Szenerie aufs Bild zu bekommen.
Falls du auch mit einer Sony Systemkamera fotografierst: Hier findest du einen Überblick von aktuellen Weitwinkel-Objektiven für die Sony Alpha 6000, 6500, 6300 etc..
Ich fokussierte manuell und fotografierte im Modus Blendenwahl (=Zeitautomatik). Den ISO Wert setzte ich fest auf 100 um ein möglichst rauschfreies Ergebnis zu erhalten. Ich wählte Blende f.9 und fokussierte in etwa auf das erste Drittel der Szene. Durch die Hyperfokaldistanz erhielt ich dadurch eine Tiefenschärfe, durch welche Vordergrund sowie Hintergrund scharf abgebildet wurden.
Natürlich hätte ich die Blende auch weiter schließen können, durch das Phänomen der Beugung nimmt die Bildqualität bei stärker geschlossener Blende aber ja bekanntlich wieder ab.
Ich habe also bewusst im Modus Blendenwahl fotografiert, um die Tiefenschärfe zu kontrollieren.
Natürlich hätte ich auch den manuellen Modus wählen können, dies war aber in diesem Fall nicht nötig.
Aus den genannten Einstellungen resultiert eine von der Kamera automatisch berechnete Langzeitbelichtung von 15 Sekunden.
Um nicht zu verwackeln benutzte ich den Selbstauslöser. Des Weiteren nutzte ich bei diesem Bild noch ein kompaktes Reisestativ.
Soviel mal zur eingesetzten Technik und den Einstellungen, kommen wir nun zur Bildanalyse und zu den 7 Gründen, warum dieses Bild so gut funktioniert.
Bildgestaltung #1: Motivwahl
Ein tolles Motiv ist zwar absolut kein Garant für ein tolles Bild, ein Nachteil ist es aber natürlich nicht. Der Blick über die Salzburger Altstadt ist atemberaubend – vor allem mit der richtigen Lichtstimmung. Das bringt uns bereits zum nächsten Grund.
Bildgestaltung #2: Lichtstimmung – Blaue Stunde
Mittels des von mir bereits vorgestellten Tool Suncalc lassen sich bestimmte Lichtstimmungen einfach im Voraus planen. Somit war es natürlich auch kein Zufall, dass diese Aufnahme in der blauen Stunde entstanden ist.
In der blauen Stunde kommen Langzeitbelichtungen bzw. Nachtaufnahmen besonders gut zur Geltung, da der Nachthimmel nicht schwarz sondern in ein schönes, dunkles Blau getaucht ist.
Bildgestaltung #3: Weitwinkel
Wie ich anfangs schon erwähnt habe, benutze ich den VCL-ECU1 Weitwinkelkonverter bei diesem Bild. Somit konnte ich besonders viel von dieser schönen Szenerie im Bild festhalten. Sicherlich auch ein Grund warum dieses Bild gut funktioniert.
Bildgestaltung #4: Hineinführende Linie
In diesem Bild befinden sich so genannte hineinführende Linien, die den Blick des Betrachters in das Bild hineinführen. Ein beliebtes Mittel der Bildgestaltung.
Bildgestaltung #5: Vordergrund
Des Weiteren habe ich einen Vordergrund in das Bild eingebaut. Ebenfalls ein bekanntes Mittel der Bildgestaltung.
Genau genommen hat dieses Bild einen Vordergrund, Mittelgrund und einen Hintergrund.
Der Vordergrund ist in diesem Fall nicht wirklich spektakulär, das muss er aber auch nicht sein. Mein Hauptmotiv- die Salzburger Altstadt ist spektakulär genug.
Bildgestaltung #6: Drittelregel
Die wohl bekannteste Gestaltungsregel habe ich natürlich auch in diesem Bild angewendet: Die Drittel-Regel. Der Himmel füllt in etwa ein Drittel des Himmels, der Rest in etwa zwei Drittel. Das führt zu einem harmonisch wirkenden Bildaufbau.
Bildgestaltung #7: Farbkontraste
Im Bild befinden sich viele gelbe Elemente. Einerseits die vielen Lichter und andererseits die Farbstreifen der Autolichter, die durch die Langzeitbelichtung entstehen. Diese gelben Elemente stehen im Farbkontrast zum blauen Nachthimmel. Dadurch wirkt die Farbgestaltung des Bildes sehr interessant.
Das Bild ist nicht perfekt
Auch wenn das Bild sehr vielen Leuten gefällt, ist es natürlich nicht perfekt.
Das Problem beim Einsatz von Weitwinkel ist die starke Verzerrung an den Bildrändern, die natürlich auch in dieser Aufnahme auftritt. Ich habe diese Verzerrung zwar etwas korrigiert, man hätte es aber besser machen können, da sie noch immer sichtbar ist.
Aber Bilder müssen auch nicht immer ganz perfekt sein, zumindest wenn es sich nicht um Auftragsarbeiten etc. handelt.
Falls du bis hierher gelesen hast, interessiert dich auch sicherlich mein Beitrag zur Architekturfotografie.