Es ist noch gar nicht so lange her: Anfang 2010 kaufte ich mir meine erste Spiegelreflexkamera. Somit kann ich mich noch sehr gut an meine ersten Gehversuche im Bereich der Fotografie erinnern.
Und ja – ich habe sie alle gemacht, alle Fehler die ich in diesem Beitrag auflisten werden.
Falls du selber gerade mit der Fotografie angefangen hast, dann solltest du dir diesen Beitrag in jedem Fall durchlesen!
1. Nur den Automatikmodus verwenden
Als ich begonnen habe mit meiner ersten Spiegelreflexkamera zu fotografieren, war der P-Modus meine bevorzugte Wahl. Ein paar Einstellungen konnte ich manuell vornehmen – wie zum Beispiel den ISO-Wert. Blende und Zeit wählt die Kamera dann automatisch (nicht umsonst steht P für ProgrammAUTOMATIK).
In dieser Zeit sind auch einige gute Bilder entstanden, aber ich habe auch viel Potential verschenkt. Erst später habe ich angefangen, Blende und/oder Belichtungszeit teilweise manuell zu wählen.
Meine Bilder wurden mit der Zeit nicht nur besser, sondern ich konnte nun auch endlich meine Bildideen so umsetzten wie ich es wollte. Des Weiteren erhöhte sich die Freude am Fotografieren- endlich wusste ich, welche Einstellungen ich wählen musste und warum.
Grundvoraussetzung für die manuelle Blenden- und/oder Zeitwahl ist natürlich ein gewisses technisches Basiswissen. Das bringt uns jetzt schon zum nächsten Punkt.
2. Kein technisches Basiswissen aneignen
Malen mit Licht – Fotografieren ist doch eine Leidenschaft und keine berechnende Technik? Naja, die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte! Oder nein – die Wahrheit liegt in jeder Aussage!
Fotografie ist für viele Menschen eine große Leidenschaft- ein kreativer Prozess – vielleicht eine künstlerische Ausdrucksform. Andererseits ist die technische Komponente immer untrennbar mit der Fotografie verbunden. Fotografie und Technik gehören zusammen!
Nicht nur, dass wir heute alle mit technisch hoch entwickelten Kameras herumlaufen, auch der Prozess wie das Bild letztendlich festgehalten wird und das Ergebnis in der Kamera aussieht, ist von unseren gewählten Einstellungen an der Kamera abhängig.
Wenn du ernsthaft Fotografieren möchtest, solltest du dir also ein gewisses technisches Basiswissen aneignen. Du solltest den Zusammenhang zwischen Blende, Belichtungszeit und dem ISO-Wert verstehen.
Falls du dich mit diesem Grundlagen noch nicht so gut auskennst, kannst du dir ja auf meinem Youtube Kanal folgende Playlist ansehen: Fotografie Wissen für Anfänger.
Des Weiteren solltest du dich mit der Bedienung und der Handhabung deiner Kamera auseinandersetzen. Wenn du deine Kamera gut beherrscht und weißt, wann du welche Einstellungen wählen solltest, dann werden dir bessere Bilder gelingen.
Du solltest die Technik so weit beherrschen, dass du beim Fotografieren nicht mehr über die Technik nachdenken musst. Somit kannst du beim Fotografieren deiner Kreativität freien Lauf lassen und musst nicht über die ganze Zeit über Technik, Parameter und Einstellungen nachdenken.
3. Dich mehr um deine Ausrüstung kümmern, als um die Fotografie
Nicht das du jetzt glaubst, ich würde mir jetzt gerade selber widersprechen. Gerade habe ich doch geschrieben, wie wichtig ein technisches Basiswissen beim Fotografieren ist. Und dazu stehe ich auch. Natürlich sollst du dich mit deiner Ausrüstung – spezielle mit der Technik und Bedienung deiner Kamera auseinandersetzen.
Die Fotografie ist generell eine sehr technische Angelegenheit: Moderne Kameras, Einstellungen und Parameter, digitale Bildbearbeitung. Doch perfekte Bilder entstehen nicht (alleine) durch perfekte Technik und Einstellungen. Ein guter Blick und die richtige Lichtstimmung sind mindestens genauso wichtig wie die ganze Technik drum herum.
Des Weiteren solltest du dich nicht die ganze Zeit damit beschäftigen, welches Premium-Objektiv eine noch bessere Bildqualität liefern würde und welches High-End Systemblitzgerät du dir unbedingt zulegen solltest!
Wenn du noch Anfänger bist solltest du erstmals versuchen, mit deiner vorhandenen Ausrüstung gute Bilder zu machen. Natürlich liefert eine lichtstarke High End Festbrennweite ala´ Carl Zeiss und Co eine deutlich bessere Bildqualität ab als das Kit-Objektiv. Aber auch mit dem Kit-Objektiv lassen sich atemberaubende Bilder erstellen und es ist meist besser als sein Ruf!
Erst wenn du mit deiner vorhandenen Ausrüstung an gewisse Grenzen stößt, solltest du deine Ausrüstung erweitern um diese Grenzen aufzubrechen! Hier kannst du dir meine Fotoausrüstung ansehen.
4. Alles Fotografieren
Speicherplatz ist heutzutage echt saubillig – so direkt muss man es sagen. Was kostet denn heute noch eine 16- oder 32 Gigabyte SD-Karte? Naja jedenfalls nicht die Welt und es lassen sich unglaublich viele Bilder darauf speichern! Warum also nicht alles Mögliche fotografieren? Nicht gelungene Bilder kann man dann ja sowieso löschen – ist doch egal! So dachte ich jedenfalls als Anfänger und vielleicht erkennst auch du dich ein bisschen in diesen Sätzen wieder?
Doch das Problem an der Sache ist folgendes: Wenn du versuchst so ziemlich alles zu fotografieren, dann fotografierst du schnell und sehr viel, allerdings fotografierst du nicht bewusst! Du knippst nur!
Lieber weniger gute Bilder als viele schlechte. Oder anders: Qualität statt Quantität.
5. Nur mit der Sonne im Rücken Fotografieren
Man fotografiert nicht direkt in die Richtung der Sonne, das weiß doch jedes Kind! Da kommt nichts Gutes dabei raus. Der Kamerasensor ist mit dem vielen Licht total überfordert. Besser ist es, die Sonne im Rücken zu haben – dann „kommt auch was dabei raus“.
Naja – stimmt nicht wirklich! Gerade im Gegenlicht entstehen oft die besten und stimmungsvollsten Bilder!
Natürlich sind Gegenlichtaufnahmen nicht immer einfach zu handhaben. Aber es muss ja nicht immer alles einfach sein – Herausforderungen haben schließlich auch ihren Reiz! Bei Aufnahmen im Gegenlicht ist der Kontrastumfang meist riesig: Extrem helle Bildbereiche vereinen sich mit dunklen, unterbelichteten Stellen.
Durch eine Optimierung des Kontrastumfanges kann man wirklich atemberaubende Ergebnisse erhalten.
Mittels Fotografieren im RAW-Format oder dem Einsatz der HDR-Technik kann die Belichtung von Gegenlichtaufnahmen deutlich verbessert werden. Stimmungsvolle Resultate steht somit nichts mehr im Wege.
6. Nur bei schönem Wetter fotografieren
Zugegeben – Fotografie-Anfänger bin ich schon lange nicht mehr, dennoch trifft dieser Punkt auch heute noch des Öfteren auf mich zu. In meiner Anfangszeit war das aber noch schlimmer…
Bei schlechtem Wetter raus zu gehen macht erstens keinen Spaß und zweitens entstehen dabei auch keine schönen Bilder! Grau in Grau und dann noch der Regen – der ruiniert nur meine Ausrüstung. Das war jetzt eine Kombination aus Falschaussagen!
Natürlich sollte man bei strömenden Regen mehr auf seine Ausrüstung achten – vor allem wenn die eigene Kamera kein voll verzinktes Gehäuse aufweist.
Aber aus Zucker sind unsere Kameras natürlich auch nicht gebaut und gerade bei schlechtem Wetter, beziehungsweise bei einem Wetterumschwung, entstehen oft sehr stimmungsvolle Aufnahmen.
Graue Nebelschleier richtig in Szene gesetzt können zum absolutem Motiv-Highlight mutieren.
7. Nur den Autofokus verwenden
Autofokus- ja den gibt es Gott sei Dank ja schon länger und ganz ehrlich- auch ich möchte ihn heute nicht mehr missen.
Ein verlässlicher Autofokus ist zweifelsohne sehr praktisch. Blöd nur, dass der Autofokus nicht in jeder Situation verlässlich arbeitet.
Gerade bei wenig Licht oder gar Nachtaufnahmen ist der Autofokus oft gar nicht zu gebrauchen.
Mit modernen Kameras ist das manuelle Fokussieren oft sehr einfach. Durch Fokuslupe und Fokuspeaking (Kantenhervorhebung) kann man meist schnell und einfach manuell scharf stellen.
8. Kein Stativ benützen
Stativ – wozu? Moderne Kameras bieten doch ISO-Werte bis 24.800 und höher. Dadurch wird die Belichtungszeit so gering, dass ein Stativ überflüssig wird und man sich das Schleppen eines Stativs echt sparen kann!
Nein nur Spaß – das war natürlich ironisch gemeint! Das Stativ ist meiner Meinung nach das wichtigste Zubehör in der Fotografie!
Nicht nur bei Langzeitbelichtungen und Nachtaufnahmen benötigt man ein Stativ. Auch im Bereich der Landschaftsfotografie wo gerne kleine Blendenöffnungen verwendet werden, ist ein Stativ unerlässlich um die ISO-Werte gering zu halten.
9. Nicht den RAW-Modus verwenden
Hochwertige Kameras können Bilder im unkomprimiertem Rohdatenformat ausgeben. Diese Rohdaten können bzw. müssen dann erst digital entwickelt werden.
Da in einer RAW-Datei viel mehr Bildinformationen als in einer komprimierten JPEG Datei stecken, braucht eine RAW-Datei viel mehr Speicherplatz. Klingt erstmals nach vielen Nachteilen.
Doch RAW bietet auch sehr viele Vorteile. Ok- das war jetzt etwas nüchtern ausgedrückt – RAW ist nämlich der absolute Oberhammer ;-).
Ich persönlich bin ein bekennender RAW-Freak und erstelle fast alle Bilder im RAW-Format! In Bezug auf Belichtung und Kontrastumfang kann man aus einer RAW-Datei einfach unglaublich viel herausholen. Des weiteren kann der Weißabgleich verlustfrei geändert und tolle Farblooks im RAW-Konverter erstellt werden.
Wenn ich das RAW-Format nicht nütze, habe ich immer das Gefühl, ein gewisses Potential verschenkt zu haben.
Entwickelt werden RAW-Bilder in RAW-Konvertern wie zum Beispiel Adobe Lightroom oder der in Photoshop integrierte Konverter Adobe Camera Raw (ACR).
10. Bilder tot-bearbeiten
Bildbearbeitung bedeutet heutzutage vor allem eines: Unbegrenzte Möglichkeiten!
Dabei muss es noch nicht mal Photoshop CC sein! Selbst das Open Source Programm Gimp bietet haufenweise Filter unterstützt das Arbeiten mit Ebenen und beherrscht sämtliche automatische und manuelle Korrekturen!
Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung scheinen grenzenlos. Das Risiko Bilder tot zu bearbeiten ist somit leider auch sehr hoch! Erschlagen von den vielen Möglichkeiten, hat man als Anfänger oft das Gefühl, da geht noch mehr! Noch einen Filter darüber gelegt und man holt noch mehr aus dem Bild heraus. Dann noch eine Korrektur hier und eine Korrektur da…
Auch mir ist es anfangs oft so ergangen – viele meiner Bilder habe ich tot-bearbeitet! Heute setze ich lieber auf diverse gezielte Korrekturen und Manipulationen, die ich für nötig halte.
Ich versuche dabei aber stets, es nicht zu übertreiben. So viel wie nötig – so wenig wie möglich!
Natürlich greife ich bei dem einen oder anderen Bild auch mal tiefer in die Photoshop-Wunderkiste und probiere, ob der „Crisp-Warm-Filter“ als 30 Prozent-Ebene über mein Bild gelegt nicht doch vielleicht nochmals eine Verbesserung bring ;-) Aber im Grunde versuche ich meine Bilder nicht über- oder gar tot- zu bearbeiten.
Kennst du noch weitere Anfängerfehler? Hast du die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich oder komplett andere? Diskutiere mit und schreibe ein Kommentar!